Kern der Beziehungsarbeit für Unternehmen
Das Wahre, das Gute und das Schöne
Wie Wirtschaftsunternehmen spirituell wachsen können
Den Kern der Beziehungsarbeit lässt sich am besten beschreiben als Erwartungen,
- die wir an andere haben, und
- denen wir gerecht werden sollen.
Die Frage lautet also,
- was erwartet eine Person von ihren Mitmenschen?
- Und warum sind die Erwartungen so wie sie sind?
Die Antworten liegen in der Natur des Menschen begründet: Er ist ein soziales Wesen. Sein soziales Handeln und Reden entspricht seinen psychischen Bedürfnissen. Je besser jeder Einzelne von uns die Bedürfnisse der Menschen kennt, desto eher kann er mit anderen Menschen bedürfnisgerecht umgehen, desto größer ist die soziale Anerkennung und desto besser kennt er sich selbst.
Bedürfnishierarchie nach Maslow
Wenn wir über menschliche Bedürfnisse sprechen, können wir die frühen und späten wissenschaftlichen Erkenntnisse von Abraham Maslow (1908-1970) heranziehen. Die Darstellung der Maslowschen Bedürfnishierarchie in Form einer Pyramide wird ihm fälschlicherweise persönlich zugeschrieben, ist aber eine Fremdinterpretation seiner Arbeit. Tatsächlich entwickeln sich menschliche Bedürfnisse Maslow zufolge abhängig von der persönlichen Entwicklung und bauen nicht bei jedem starr aufeinander auf:
1970 ergänzt Maslow weitere menschliche Bedürfnisse: kognitive und ästhetische Bedürfnisse, sowie das Bedürfnis nach Transzendenz (und Spiritualität) — wie hier in der Pyramide zu sehen ist.
Transzendenz & Spiritualität im Unternehmen
Transzendenz (von lat. transcendentia „das Übersteigen“) bezeichnet in Philosophie und Theologie ein Verhältnis von Personen zu einem bestimmten Bereich möglicher Erfahrung. Als transzendent gilt, was außerhalb des Bereiches der normalen Sinneswahrnehmung liegt. Es handelt sich hierbei um Dinge, die man nicht direkt sehen und messen kann. Doch wir merken sehr häufig ab der Lebensmitte, dass da mehr ist als die sichtbare Welt und dass dieses „Mehr“ Einfluss auf unser Sein hat. Was kann man sich unter diesem „Mehr“ vorstellen?
Spiritualität (von lat. spiritus, Geist, Hauch bzw. spiro ,ich atme‘) bedeutet im weitesten Sinne „Geistigkeit“ und bezeichnet eine auf Geistiges aller Art ausgerichtete Haltung. Spiritualität steht für die Vorstellung einer geistigen Verbindung z.B. zu anderen Menschen durch bewusste Hinwendung und aktives Interesse an anderen mit dem Ziel, Gefühle und Bedürfnisse besser zu erkennen. Es geht darum, ganz bodenständig Beziehungen sinnstiftend, erfüllend und für das Unternehmen nutzbringend zu gestalten im Sinne guten Wirtschaftens. Beispielsweise mittels positiver Energie (siehe Baustein 1) gelingt es, Probleme zu lösen oder besser noch gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dieser Energiefluss ist nicht sichtbar. Er ist das spirituelle „Mehr”.
Der Kern guter Beziehungsarbeit in Unternehmen liegt in der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Ein Teil menschlicher Bedürfnisse liegt in der persönlichen Entwicklung bis hin zur Spiritualität – durch die man zu besseren wirtschaflichen Ergebnissen gelangt.
Gewiss ist ein wettbewerbsorientiertes Unternehmen westlicher Prägung nicht unbedingt ein Ort für Spiritualität, aber es ist ein Ort von Menschen für Menschen mit ihrem Bedürfnissen nach persönlicher Entwicklung. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es in unserem Kulturkreis erfolgreiche Unternehmen gibt, die bewusst Wert darauf legen, zwischenmenschliche Beziehungen gedeihlich zu gestalten, z.B. christlich geprägte Unternehmen. Positive Energie spielt in diesen Unternehmen eine wichtige Rolle.
Bedürfnisbefriedigung & persönliche Reifung
Im Zusammenhang mit der Zertifizierung zum 9-Level-Berater habe ich mich mit den Stufen der Ich-Entwicklung und mit Werte-Ebenen beschäftigt, die Individuen, Gruppen und Organisationen im Laufe Ihres Lebens durchlaufen, wenn sie Krisen und Veränderungszwänge zu meistern haben. Das Durchlaufen dieser Werte-Ebenen ist ein Entwicklungs- und Reifungsprozess bis hin zur Selbstverwirklichung. In dem Buch „Gott 9.0 — Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird“ (Rezension) ist dieser menschliche Entwicklungsprozess auf Basis der 9 Level sehr eingängig beschrieben.
So wächst der Mensch nicht nur 1. kognitiv-intellektuell, sondern auch 2. ethisch-moralisch und 3. emotional:
- kognitiv-intellektuell — Das Wahre erkennen (Geist)
Die Echtheit, Ursprünglichkeit, Authentizität, das Wahrhaftige (an-)erkennen, aber auch durch Selbstreflexion echt werden. Hier sind nicht nur Nachdenklichkeit, Demut und Bescheidenheit verortet, sondern auch Wertschätzung, Aushalten und Ertragen dessen, was gegeben ist — egal, ob schön oder unschön. - ethisch-moralisch — Das Gute wollen (Seele)
Güte und Barmherzigkeit walten lassen, andere Menschen ermutigen, denn hierin liegt ein Großteil von Großmut und Würde des Menschen. - emotional — Das Schöne teilen (Körper)
Empathie (Einfühlungsvermögen) ist Anteilnahme. Gerade zwischenmenschliche Beziehungen können ein wunderbares Geschenk des Lebens sein — in der Privatsphäre genauso, wie im beruflichen Kontext. Es geht um bedingungslose Zuwendung, Wärme, Nähe, Liebe, Gemeinschaft, Geben und Nehmen.
In diesen 3 Bereichen ist der Ursprung von Herzensbildung und Nächstenliebe zu sehen, der jedenfalls nicht in meinem Konfirmandenunterricht unterrichtet wurde, geschweige denn in Schulen, Unternehmen und Führungstrainings. In dieser Herzensbildung liegt ein Gutteil der Gelassenheit, die weiten Teilen unserer Gesellschaft heute abgeht.
Abgebildet ist der Zusammenhang dieser 3 Wachstumsbereiche in folgendem Bild, wobei jeder Bereich eine interne und externe Ausrichtung aufweist.
In der Überschneidung aller 3 Bereiche findet sich die Erkenntnis, dass alles mit allem zusammenhängt und vielleicht noch weiter reicht, als wir uns das persönlich vorstellen. Hier ist der Bereich der Transzendenz und Spiritualität verortet.
Wir brauchen uns in vom Wettbewerb geprägten Unternehmen nicht unbedingt gezielt diesem 4. Bereich widmen, solange die äußeren 3 Bereiche bei der täglichen Arbeit Beachtung finden.
Die Beachtung dieser 3 Bereiche ist deshalb nützlich, weil Menschen unter Ausübung von (An-)Erkennung, Güte, Zuwendung und Empathie sich wohler fühlen, motiviert bleiben und von selbst hohe Leistung bringen, ohne dass man sie gängeln muss. Auch kann man Menschen in Unternehmen auf diese Weise geistig ein Zuhause bieten, das sie ans Unternehmen emotional bindet.
Dass dieser Ansatz seine volle Berechtigung hat, wird durch die wissenschaftliche Arbeit von Carl Ransom Rogers (1902-1987) untermauert, dessen herausragende Leistung in der Entwicklung der klientenzentrierten Gesprächstherapie und dem Ausbau der Humanistischen Psychologie besteht. Der klientenzentrierte Ansatz ist heute fester Bestandteil der Gesprächsführung in Therapiegesprächen als auch in der generellen Gesprächsführung im Rahmen alltäglicher pädagogischer Arbeit. Der Ansatz basiert auf den Werten Echtheit, bedingungslose positive Wertschätzung und Empathie. Er lässt sich auch auf Gespräche in Unternehmen übertragen, um Beziehungen zu stärken bzw. den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Achtsamkeit als Voraussetzung
Voraussetzung für die tägliche Beachtung ist allerdings ein Mindestmaß an Achtsamkeit, um Aspekte des Wahren, des Guten und des Schönen zu erfassen. „Aha, also das ist gemeint mit Achtsamkeit im Unternehmen.“ Achtsamkeit verbessert den Kern der Beziehungsarbeit und damit den Erfolg von Unternehmen. Mit den 9-Levels gesprochen bedeutet das: Raus aus dem Orange, denn es gibt mehr als nur Karriere, persönlichen Erfolg, Status, Boni und Gewinnmaximierung. Gerade Familienunternehmen hält mehr zusammen als nur das Geld. Bitte nicht missverstehen: Rendite ist wichtig! Aber es wird zunehmend auch um den Erhalt unserer Ressourcen gehen — den persönlichen sowie den natürlichen.
Das Ergebnis für die Führungsarbeit
Der Kern der Beziehungsarbeit setzt sich aus Werten, Haltungen und Handlungen zusammen, die sich aus dem Wahren, dem Guten und dem Schönen ergeben. Zusätzlich hat bereits Joachim Fuchsberger den Kern der Beziehungsarbeit kurz und knapp mit folgenden Werten beschrieben (siehe Artikel):
„Auf den vier großen V beruht unser Leben:
Verstehen, Vertrauen, Verzeihen, Verzichten.“
Ich fasse den Kern der Beziehungsarbeit — angereichert mit dem 5. V für „vereinbaren“ — unter folgendem Symbol zusammen:
Wie die einzelnen Werte pragmatisch und für ein Unternehmen zielführend ausgestaltet werden, vermittle ich undogmatisch in unseren Führungsseminaren und -Workshops. Wir können Ihnen mit dem Kern der Beziehungsarbeit Impulse für mehr Spiritualität im Business geben — für das Wahre, das Gute, das Schöne und den Erfolg.
Ausräumen von Missverständnissen
Wertschätzung ist einfach!
Zuweilen lese ich über Wertschätzung (das Wahre erkennen) und wie diese in Unternehmen praktiziert werden kann. Einige Dinge sind leichter anzuwenden, andere dagegen sehr schwer. So ist es relativ einfach, Wertschätzung innerhalb einer Werte-Ebene (siehe Artikel) zu üben. Über verschiedene Werte-Ebenen hinweg dagegen ist es sehr viel schwieriger, insbesondere wenn es um benachbarte Werte-Ebenen geht. Denn die Abnabelung von einer alten Werte-Ebene hin zu einer neuen ist ein krisenhafter, oft sogar existenzieller Prozess, in dem eine Abstoßungsreaktion durchlaufen wird. Deswegen schreibe ich oben auch davon, dass man das Wahre aushalten und ertragen muss. Allein damit ist dann schon viel gewonnen. Echte Wertschätzung gelingt ab dem gelben Level leichter (siehe Artikel).
Authentizität ist toll!
Dazu habe ich folgende Meinung: Zivilisierte Authentizität ist besser! Was will ich mit jemandem, der offensichtlich ganz authentisch (das Wahre/Echte/Ursprüngliche erkennen), dabei unangenehm ist und dieses aber nicht reflektiert wahrnimmt. Im Bewerbungsgespräch bin ich zwar froh, wenn z.B. die unangenehmen und problematischen Seiten an einer Person auffallen, aber ob der Bewerber das gewollt hat? Das Team kann entscheiden, ob es mit bestimmten Eigenschaften einer Person leben kann oder ob die Person erst gar nicht eingestellt wird. Bei einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin, bin ich ebenfalls nicht erfreut, wenn sie neben originären Ideen und Ansichten (die willkommen sind) authentisch ist, aber über Eigenschaften verfügt, die unzivilisiert und nicht teamfähig sind. Aber daran kann man im Sinne des oben Beschriebenen gemeinsam arbeiten.
Was gelegentlich passiert ist, dass nüchternes und wenig expressives Verhalten als angepasst, daher unauthentisch und vielleicht sogar langweilig abgetan wird. Wirksame Beziehungsarbeit kann in so einem Fall darin bestehen, sich z.B. als Recruiter für jemanden echt zu interessieren und so geschickt Fragen zu stellen, dass das Wahre und Echte herauskristallisiert wird, anstatt sich nur etwas vorspielen zu lassen. Nicht einfach! Der Vorwurf, im Interview nicht authentisch genug gewesen zu sein, hat meines Erachtens nur dann Gültigkeit, wenn der Bewerber das eigene Sein und Verhalten nicht so reflektieren kann, dass Fremd- und Selbstbild (situativ!) abgestimmt erscheinen.
Zur Definition von „authentisch“: Eine als authentisch bezeichnete Person wirkt dann besonders „echt“, wenn sie ein Bild von sich vermittelt, das der Betrachter als real, urwüchsig, unverbogen, ungekünstelt wahrnimmt. Doch Vorsicht: Es muss sich dabei nicht um die realen Eigenschaften des Betrachteten handeln. Ein Bewerbungsgespräch ist doch oft eine Ausnahmesituation. Man darf nicht vergessen, dass Recruiter Bewerbern Eigenschaften zuschreiben – auch Authentizität. Also alles doch nur Schein?! Was also soll der Begriff Authentizität? Er ist selten hilfreich.
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Sven Löbel
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